Einfach mal NICHTS tun –Today I don’t feel like doing anything-

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Wenn du die Zeit anhalten könntest. Wenn die ganze Welt zu einem einzigen Stopp kommt und sich nicht mehr bewegt. Wenn du nicht mehr dem Druck ausgesetzt wärst, deinen Pflichten nachzugehen. Wenn du nichts mehr tun MÜSSTEST. Was würdest du tun?

Würdest du dich in den Garten setzen und die Natur betrachten? Die frische Luft einatmen? Die Augen schließen und die Gedanken baumeln lassen? Würdest du einen langen Spaziergang an Orten machen, wo du noch nie warst? Würdest du Musik hören? Oder einen Film-Marathon starten, den du schon immer mal machen wolltest?

Würdest du „nichts“ machen?

1. Was macht man, wenn man „nichts“ macht?

Nichtstun ist nicht gleich nichts tun. Es ist unmöglich nichts zu tun, denn selbst wenn man sich hinlegt, die Augen schließt und seine Gedanken loslässt, hat man sich hingelegt, die Augen geschlossen und die Gedanken losgelassen. Beim Nichtstun geht es nicht darum „nichts“ zu tun, es geht darum nichts zu tun, was in erster Linie funktional oder praktisch ist. „Nichts“ bedeutet nichts Produktives, Sachliches, Nützliches – nichts Verpflichtetes.

Man macht nichts was man tun MUSS – nur das, was man impulsiv tun WILL!

Wenn wir nichts tun, tun wir in Wirklichkeit eine ganze Menge – für unsere Seele. Wir konzentrieren uns auf unsere Gelüste und unsere Laune. Wir könnten zum Beispiel in den Garten schauen und die Vögel beobachten. Oder wie der Wind das Laub aufwirbelt. Wir könnten unsere Lieblingsmusik hören und wie verrückt dazu tanzen und rumhüpfen – einfach, weil wir spontan eine Ausschüttung von Energie haben. Oder wir liegen einfach „faul“ auf der Couch oder im Bett und „schlummern“ vor uns hin.

2. Warum sollten wir hin und wieder nichts tun?

Es ist kein Geheimnis, dass wir immer schneller leben. Die Lebensweise der wir ausgesetzt sind, setzt maximale Produktivität voraus. Wie sonst sollen wir einen Vollzeitjob betreiben, uns nebenbei weiter fortbilden, unser Sozialleben aufrecht erhalten und weiter ausweiten, mindestens ein Hobby haben, auf unsere Ernährung achten, regelmäßig Sport treiben, immer erreichbar sein, uns Ziele setzen und an diesen arbeiten, auf unsere mentale Gesundheit achten UND natürlich täglich 7-8 Stunden Schlaf haben? Das Internet – welches nebenbei nicht ganz unschuldig an der Entstehung dieser Lebensweise ist – ist überfüllt mit Artikeln, Büchern, Podcasts und Videos, wie wir produktiver, konzentrierter und besser werden und wie wir maximal aus unserem Tag, Jahr und Leben rausholen. Es wird eine Lebensmoral geschaffen, die uns in ein chronisches Beschäftigtsein versetzt.

Doch beschäftigt sein bedeutet nicht, dass wir produktiv und erfolgreich sind. Wenn wir pausenlos „durchziehen“ und ein andauerndes Hyperleben führen, treiben wir uns sicher zu einem burn-out, unsere Konzentrationsfähigkeit lässt nach, der Dauerstress zerfrisst unsere Psyche und das was unseren Geist zerstört, schadet auch unserem Körper (trotz Sport, gesunder Ernährung und 8 Stunden Schlaf).

Wenn wir hetzen, hetzen wir eigentlich der Produktivität hinterher. Wir wollen mehr machen, mehr erledigen, mehr erreichen.Diese erreichen wir jedoch erst, wenn wir regelmäßig Pausen machen.

Ist der Akku unseres Handys leer, lassen wir es aufladen. Überhitzt sich unser PC oder Laptop, schalten wir es aus und lassen es abkühlen. Warum verwehren wir ausgerechnet uns selber diesen Akt der Selbstfürsorge?

Tagtäglich werden wir mit Informationen überflutet. Zugang zu einer globalen Vernetzung zu haben übertrifft die Aufnahmefähigkeit unseres Gehirns, daher benötigen wir Zeit, um das Aufgenommene zu sortieren, sacken zu lassen und zu analysieren. Wenn wir nichts tun, konzentrieren wir uns auf nichts. Wir „engen“ unsere Gedanken nicht auf ein Thema ein, stattdessen lassen wir ihnen ihren natürlichen, freien Lauf. In der Zeit können früher aufgenommene Informationen im Unterbewusstsein verarbeitet, analysiert, kombiniert und anderweitig vernetzt werden. Wir bekommen es überhaupt nicht mit, doch ganz plötzlich scheint unser Gehirn aus dem nichts eine Idee zu gebären. Nichtstun öffnet uns dem Wunder der Inspiration und lässt uns mit dem Strom des Universums fließen.

In der Zeit in der wir „nichts“ tun, schalten wir ab vom alltäglichen Stress. Es ist, als ob wir den angespannten Dauerzutand absetzen und langsamer leben. Wir entspannen uns, was langfristig sehr gut für unseren Blutdruck, als auch das Immun- und Nervensystem ist. Unser innerlicher Akku wird aufgeladen…

… dies macht uns wiederum in Zukunft leistungsfähiger und erweitert unsere Aufmerksamkeitsspanne.

Alles in einem tun wir durch Nichtstun mehr was für unsere Produktivität, Lebensenergie und –qualität, als wenn wir durchpowern, wie eine Maschine. Unsere Gesundheit profitiert immens von solchen erfrischenden Pausen und zusätzlich fördern wir unsere Kreativität, was uns neue Ideen und Inspirationen bringt.

Und wir sind nicht die einzigen Gewinner in dieser Situation. Unser Umfeld hat auch was davon. Sind wir ausgeglichener und entspannter, wird die Interaktion mit unsere Familie und unseren Freunden viel angenehmer – wie für uns, so auch für sie. Nehmen wir uns die Zeit zum „Nichtstun“, stehen die Chancen außerdem groß, dass wir große Lust dazu verspüren, Zeit mit ihnen zu verbringen oder sie in unsere Lieblingsaktivitäten mit einzubeziehen. Zum Beispiel nehmen wir sie mit auf unseren ausgiebigen Spaziergang oder wir verbringen einen tollen Familientag im Freizeitpark. Aber vor allem gehen wir als ein gutes Beispiel voran, dass das Leben nicht aus „Muss“ sondern aus „Kann“ und „Will“ besteht und dass es manchmal viel besser und angenehmer ist, die Bremse zu ziehen.

3. Wie komme ich zum Nichtstun?

Nichtstun ist eine Kunst, die das Erlernen ihrer verlangt.

Das größte Problem, was wir zu überwinden haben, ist der Glaubenssatz, dass Nichtstun eine Zeitvergeudung ist, dass wir zu viel zu tun und daher keine Zeit haben. Es handelt sich hierbei um einen falschen Glaubenssatz, den uns die heutige Lebensweise vorgaukelt und tatsächlich kann es uns am Nichtstun hindern. Selbst wenn wir uns einen Tag Zeit nehmen, um nach Lust und Laune zu leben und uns „[…]ernsthaft dem Studium der hohen aristokratischen Kunst des absoluten Nichtstuns[…]“* zu widmen, halten uns unsere Gedanken und Sorgen gewohnheitsbedingt auf Trab.

Denn nicht umsonst heißt es:

 

Nichtstun ist die allerschwierigste Beschäftigung

und zugleich diejenige,

die am meisten Geist voraussetzt.

-Oscar Wilde

 

Doch wie können wir es schaffen, unsere Prioritäten dennoch richtig zu setzen und Unnötiges und Unwichtiges auszusortieren und durch eine Ruhephase zu ersetzen, ohne dass unser mindset uns daran hindert?

Die Antwort ist simple – durch Meditation!

Im Vergleich zum Nichtstun, stellt Meditation eine Disziplin und Übung dar. Sie trainiert unseren Geist, Verstand und Kopf frei von Störungen, Ablenkungen und unnützen Gedanken zu halten und den Strom des Universums zu betreten. Meditation erlaubt uns, auf unsere Sinne und vor allem das Hier und Jetzt zu achten. Wir schaffen uns einen klaren Kopf, frei von Ablenkungen und Sorgen.

Das Nichtstun ist eine andere Art der Meditation, die jedoch mit der klassischen einhergeht. Erst durch die Kombination beider entfaltet sich uns der vollständige Zauber, der uns gesünder, leistungsfähiger und glücklicher macht. Wie häufig wir uns eine Auszeit gönnen sollen, kann jeder für sich bestimmen, da nur wir selber unsere Bedürfnisse kennen. Eine gute Empfehlung für den Anfang wäre jedoch folgendes:

  • Täglich 5-10 Minuten meditieren
  • Einen Tag in der Woche Nichtstun

Ich persönlich hab mir den Sonntag zum absoluten „Nichtstun“-Tag auserkoren. Geweckt werde ich – wie sollte es anders sein – von Bruno Mars‘ „The Lazy Song“. Ab da entscheide ich vollkommen spontan und ungezwungen, wozu ich Lust habe und befriedige alle meine Gelüste. Kein Sport, keine Arbeit, kein Stress, keine Sorgen…

 

 

*Das Bildnis des Dorian Gray – Oscar Wilde

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